Das Jubiläum

Ein Monat ist seit unserem Jubiläums-Festwochenende vergangen und es ist Zeit, darüber an dieser Stelle zu berichten und ein Fazit zu ziehen.

 

Im November vergangenen Jahres trafen wir uns zum ersten Male im kleineren Kreise (Iris Gerlach, Birgit Varoga, Hanke Hencken, Dirk Peterson, Jörg Rogge, Ulli Temme und ich) , um eine Art Organisations-Komitee zu gründen und mit den Planungen zu beginnen. Wir waren uns bald darüber klar, dass die Durchführung eines solchen Festes uns vor große Herausforderungen stellen würde, angesichts der Tatsache, dass schon das normale „Vereinsgeschäft“ Vorstand und Helfer vollauf in Anspruch nimmt und bisweilen an’s Limit bringt. Dennoch waren wir uns schnell einig, dass wir die Chance, einerseits die Vereinsmitglieder zusammenzubringen und andererseits den Verein öffentlich darzustellen, nicht ungenutzt vorübergehen lassen sollten. So haben wir dann in sieben Sitzungen in unterschiedlicher Zusammensetzung  die Grob- und Feinplanung für den Festablauf vorgenommen und dann in die Wege geleitet, was vonstatten gehen sollte. Die vielleicht schwierigste Frage war schon die des Termins. Die Regatten sollten vorbei sein, die Ferien noch nicht angefangen haben, und dann waren da noch die Fußball-Weltmeisterschaften, deren Verlauf nicht voraussehbar war. Wir haben uns nach einigem Hin und Her entschlossen, das Fest doch auf das Endspiel-Wochenende zu legen und letztenendes hat das wohl auch nicht geschadet.

 

Was lief ab? Begonnen haben wir mit dem Begrüßungsabend. Schon dazu hatten sich erfreulich viele Ruderkameradinnen und -kameraden und Gäste angemeldet. Birgit Varoga hatte sich entschlossen, ihre „Altersklasse“ zu sich nach Hause zu laden, weil sich die Teilnehmer so lange nicht mehr gesehen hatten, und es wird berichtet, dass sie einen äußerst fröhlichen Abend hatten. Aber auch im Bootshaus ging es beim und nach dem Labskausessen fröhlich zu. Besonders erfreulich: die Gäste vom Nachbarverein „Frohe Fahrt“ kamen per Boot. Und dann unser Ehrenmitglied „Bube“ Bahr, es wird auch für die jüngeren Vereinsmitglieder anrührend gewesen sein zu beobachten, wie er sich trotz seiner Altersbeschwerden mit Hilfe seiner lieben Frau abgemüht hat, zu uns ins Bootshaus zu kommen und seine Treue zu unserem Verein zu zeigen. Unsere Vorsitzende gratulierte ihm nachträglich zum 90. Geburtstag.

 

Am nächsten Morgen der Festakt im Deutschen Schiffahrtsmuseum. Es gab nicht nur Festreden. Ein Vierer hatte sich von der Aller aus 125 km auf den Weg nach Bremerhaven gemacht und traf pünktlich zum Festakt ein. Eine glückliche Idee war es sicherlich, den in Bremerhaven aufgewachsenen und jetzt in Berlin lebenden Professor Dr. Ganten um den Festvortrag zu bitten. Es war schon ein Erlebnis, ihm bei dem frei und ohne Mikrofon gehaltenen Vortrag zuzuhören und seine Botschaft zu vernehmen, dass Bewegung die beste und rezeptfrei zu erhaltende Medizin gegen viele Krankheiten ist, eine Botschaft, die auch die unsere ist. Ein Gewinn war gewiss auch das Bläserquintett, das Lienhard Varoga zusammengestellt hatte, und das dem Morgen zu froher Abwechslung verhalf. Dazu dienten auch die Fotos aus unserem Vereinsleben, die gezeigt wurden. Ein weiterer Höhepunkt war die Ehrung unserer Trainer Bernd Walischewski und Peter Lange für die beeindruckende Reihe der Siege, zu denen sie Bremerhavener Ruderinnen und  Ruderer geführt haben. Gerd Nasner, der ebenfalls geehrt werden sollte, hatte seine Teilnahme leider kurzfristig absagen müssen.

 

Nachmittags am Bootshaus zunächst eine Regatta. Plan war der Kampf zweier Vierer gegeneinander, die jeweils 125 oder 250 Lebensjahre vereinigen sollten. Das war ambitioniert gedacht, hat aber letztenendes doch erstaunlich gut geklappt, denn die meisten Mannschaften kamen erstaunlich nahe an diese Vorgabe heran. Es kamen sieben Rennen zustande, viele hatten Spaß daran, und die glücklichen Gewinner konnten sich über die von Margarete und Jürgen Varoga gespendeten Gläser freuen. Ruderer und Zuschauer konnten sich über das von Birgit Varoga organisierte und vielen Rudererfrauen und -müttern auf die Beine gestellte Kuchenbüffet hermachen. Höhepunkt war dann die Taufe des Rennvierers „Firkløver“, das ist norwegisch und heißt „Glücksklee“. Vorgenommen wurde die Taufe durch unseren jetzt in Norwegen lebenden früheren Ruderkameraden Bernd Freyer und seine Frau Ann-Britt, und wie die beiden das gemacht haben, hat viele gerührt und beeindruckt. Beide hatten sich an der Anschaffung des Vierers finanziell sehr beteiligt. Abends hatten unsere Wirtsleute wieder das beliebte Grillbüffet  gestellt, das etwa 100 Besucher in Anspruch nahmen. Bis Mitternacht saß man zusammen, der Abend schloss mit einem Lichterfest und der Vorbeifahrt eines Vierers, der selbst und dessen Ruderer mit Leuchtstäben geschmückt waren.

 

Am Sonntagmorgen trafen sich über 50 Gäste zum Frühstück im Bootshaus und anschließend stiegen 21 Ruderinnen und Ruderer zum „Rudern für alle“ in die Boote. Bei noch schönem Sonnenschein ging es auf die Weser und dann verfinsterte sich der Himmel. Einige der Heinzelmännchen, von denen in einem früheren Beitrag von Iris die Rede ist, besser vielleicht Heinzelmänner, hatten mit großem Tempo die Bootsträger in den Hallen wieder eingehängt und gegen 14.30, kurz bevor der Himmel sich zu einem Wolkenbruch öffnete, lagen alle Boot wieder am richtigen Platz.

 

Denk ich nun an’s Jubiläum in der Nacht, bin ich nicht mehr um meinen Schlaf gebracht. Wir sind uns darüber im Klaren, dass man nicht alle Erwartungen erfüllen kann. Wenn wir auch den einen oder anderen angekündigten Besuch vermisst haben, so war doch insgesamt  das Echo erfreulich. Mein persönliches Fazit ist dies: Als ich vor 62 Jahren in den Bremerhavener Ruderverein eintrat, habe ich von den Älteren gelernt, was Ruderkameradschaft heißt und bedeutet. Die Vorbereitungen zum Jubiläum und seine Durchführung haben mir gezeigt, dass sie, bei allen Veränderungen, die wir erfahren haben und weiter erfahren werden, immer noch gelebt wird. Wenn wir uns das erhalten können, ist mir, bei allen Unterschieden, die uns ausmachen, bei allen Höhen und Tiefen des Vereinslebens, um die Zukunft des BRV nicht bange.  

 

Abschließend einige Fotos,  von Peter Lange, Ekkehard Schröter und mir stammend:

 

  Begrüßungsabend im Bootshaus  Festakt im Deutschen Schiffahrtsmuseum. Sportstadtrat Neuhoff überreicht einen Scheck der Stadt Bremerhaven an unsere Vorsitzende
 Präsidiumsmitglied des DRV Holger Römer gratuliert für den Deutschen Ruderverband    Unser Ruderkamerad Lutz Dirks spricht für „Bremen 82“ und die „Angaria“
  

Festliches Auditorium 

 

  Festvortrag durch Professor Dr. Ganten
 

Peter Lange und Bernd Walischewski werden für überaus erfolgreiche Trainertätigkeit geehrt 

  Nachmittags großes Kuchenbuffet in der leergeräumten Bootshalle
  Regattavorbereitungen  Regattastart durch den bewährten Starter Hanke Hencken 
 Bootstaufe durch Ann-Britt und Bernd Freyer  Große Taufgesellschaft  
  Mitternächtliche Lichterfahrt   Abschließendes „Rudern für alle“
 Uwe Welge  

 

Rudern auf Haff und Ostsee

Unsere diesjährige Wanderfahrt wollten wir wieder auf einem uns bis dato unbekannten Gewässer

im Osten unternehmen. Aus der lockeren Idee, das Ruderrevier der Oder zu erkunden, entwickelte

sich ein recht anspruchsvoller Routenverlauf von Schwedt an der Oder über das Stettiner Haff und

den Peenestrom bis über die Ostsee nach Stralsund.

Bereits beim Grünkohlessen 2013 buchten wir bei Sebastian die Nausikaa und den kleinen Hänger für

die 26. KW 2014. Die Mannschaft kennt sich bereits seit vielen Jahren, ist eingefahren und weist

einen guten Leistungsstand auf. Ideale Voraussetzungen, mal etwas Neues und Anspruchsvolles zu

wagen. Leider fiel kurzfristig unser Fünfter Mann aus, so dass wir als gesteuerter Dreier fuhren.

Anspruchsvoll war in diesem Falle auch die Logistik: Wir starteten am frühen Morgen in Hamburg

und transportierten die Nausikaa zum Startpunkt in Schwedt, anschließend brachten wir die

Zugmaschine und den Hänger zum Ziel in Stralsund. Mit der Bahn gelangten wir nach Schwedt

zurück.

Am Sonntag d. 22.06.2014 starteten wir auf der Westoder von Schwedt in Richtung Norden. Die

Westoder weist keine spürbare Strömung auf. Einige Kilometer stromabwärts von Schwedt wechselt

die Landschaft von Gewerbegebieten mit Kaimauern hin zu einer Stromlandschaft mit breiten,

natürlichen Flussläufen. Zur linken Hand befindet sich das deutsche, zur rechten Hand das polnische

Ufer. Häufig zweigen kleine Kanäle in Richtung Ostoder ab. Am Nachmittag erreichten wir Stettin

nach 42 km. Unser Boot durften wir am Badestrand direkt vor einer kleinen Polizeistation ablegen.

Am nächsten Tag durchquerten wir zunächst Stettin. Eine reizvolle Stadt mit zahlreichen Werften, auf

denen scheinbar wie vor 50 Jahren gearbeitet wird: Hämmer schlagen auf Stahl, überall stieben

Schweißfunken an Schiffsrümpfen entlang, ein Geruch von Teer und Rost hängt in der Luft. Einige

Kilometer nach Stettin wechselt die Oder ihren Charakter. Der Strom wird deutlich breiter und

windanfälliger. Wir trafen einige Segler auf ihrem Weg zum Haff. Unser Ziel nach 36 km: Trzebiez

(deutsch: Ziegenort in Vorpommern, der Name leitet sich von einer früher häufig vorkommenden

Fischart ab).

Am Dienstag ging es dann richtig los: Ziegenort liegt bereits am Stettiner Haff und ab dort sollte unser

Vorankommen hauptsächlich vom Wind abhängen. Gem. Wettervorhersage war mit 1-2 Windstärken

zu rechnen. Es waren aber wohl eher 3-4 Windstärken. Bei derart großen Gewässern wie dem Haff

bauen sich dann bereits recht hohe Wellen auf. Wir legten die Rettungswesten an und blieben dicht

unter Land. Da wir Gegenwind hatten, kamen wir nur langsam voran. Endlich passierten wir die

Landmarke Podgrodzie und hatten ab dort Seitenwind. Erschöpft machten wir eine Mittagsrast in

Altwarp, das sich direkt hinter der Grenze befindet. Weiter ging’s nach Ückermünde, unserem Ziel

nach 40 hart erkämpften Kilometern.

Am Mittwochmorgen mussten wir ein wenig um unsere Wanderfahrt bangen, denn an der

Ückermündung herrschten recht hohe Wellen. Allerdings auch nur dort, so dass beschlossen wurde,

weiterzufahren. Bereits aus großer Entfernung konnte man die Hubbrücke von Karnim erkennen. Sie

markiert die Einfahrt in den Peenestrom. Auf dem Peenestrom bekamen wir dann wieder starken

Gegenwind, so dass wir uns mehrere Stunden bis zu unserem Tagesziel Lassan quälten. Lassan ist ein

wunderschön am Achterwasser gelegener Ort mit 1.600 Einwohnern.

Über Nacht schlief der Wind komplett ein. Welch Wohltat! Wir passierten Wolgast und erreichten

bereits am frühen Nachmittag Kröslin: Genug Vorbereitungszeit für dasWM Spiel Deutschland / USA.

Am Freitag sollte es noch einmal spannend werden, denn es ging hinaus auf die Ostsee. Aufgrund

flacher Küstengewässer muss man sich fast 3 km vom Festland entfernen. Der Wind frischte ein

wenig auf, aber ansonsten klappte das Manöver problemlos. Wir passierten das ehemalige KKW von

Lubmin und nahmen Kurs auf Greifswald. Greifswald wird uns als lebendige Studentenstadt mit

reizvoller Innenstadt in Erinnerung bleiben.

Der Sonnabend sollte unser letzter Rudertag mit einer Tagesstrecke von 51 km werden. Da wir uns

mittlerweile als Mannschaft noch besser zusammengefunden hatten, ruderten wir die letzten Tage

bereits ohne Mittagspause. So auch am Sonnabend. Bei wunderbarem Wetter passierten wir die

Fähre in Stahlbrode und ruderten in den Strelasund. Mehrere Segelboote konnten wir hinter uns

lassen. Unser Ziel, den Stralsunder Ruderclub, erreichten wir am Nachmittag. Zufälligerweise fiel

unsere Ankunft mit dem Zieleinlauf einer Kajakregatta rund um Hiddensee zusammen. Wir hatten

großes Glück, denn direkt nach unserer Ankunft brach ein schweres Gewitter los.

Résumé: Mit Sicherheit wird uns diese Wanderfahrt in wunderbarer Erinnerung bleiben. Für das

nächste Jahr haben wir bereits eine ähnliche Fahrt ins Auge gefasst. Man muss sich jedoch der damit

verbundenen Gefahren bewusst und im Notfall bereit sein, die Fahrt abzubrechen.

(Teilnehmer: Kai Daniels, Timo Dettmann, DirkWengler, Dirk Behrends)

Dirk Behrends